Sehr viele Hallenser kennen und schätzen die Sattlerei Weidner in Halle an der Saale, in der Kleinen Ulrichstraße 18a. Der 53 jährige Karsten Weidner führt das seit 135 Jahren bestehende Traditionsunternehmen in vierter Generation. Bei Sattlermeister Weidner wird in der hauseigenen Werkstatt ein umfänglicher Service angeboten. Neben Reparaturen und Änderungen verschiedenster Ledererzeugnisse werden auch individuelle Kundenwünsche in Handarbeit hergestellt. Hochwertige Lederwaren, Taschen, Geldbörsen und vieles mehr, werden im Ladengeschäft zum Verkauf angeboten.
Am 01. April 1889 eröffnete der Sattlermeister Emil Vogel seine Sattlerwerkstatt mit dem später dazugehörenden Lederwarengeschäft in der nördlichen Innenstadt, am Reileck.
Seine Lehr- und Wanderjahre absolvierte er im 19. Jahrhundert bei bekannten Firmen in Deutschland und nutzte den industriellen Aufschwung der Stadt Halle. Die Arbeiten in der unmittelbar gelegenen Reilskaserne, in der auch Pferde mit Sattlerarbeiten versorgt werden mussten, im damaligen Landgestüt "Kreuz Vorwerk" sowie in vielen Anspannhöfen, brachten dem Meister große Anerkennung ein.
Am 01. Dezember 1931 übernahm Friedrich Stroisch, der bei Emil Vogel den Stand des Gesellen erworben hatte, die Sattlerei. 1932 legte er, erst 24 Jahre alt, seine Meisterprüf- ung ab. In der Berufsinnung der Sattler war er als versierter Fachmann und Spezialist hoch geschätzt. Am 01. April 1939 konnte das 50 jährige Geschäftsjubiläum gefeiert werden. Nachdem Stroisch 1945 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, wurde die Sattlerei sofort wieder notdürftig betrieben. Zum Glück hatte das Gebäude keine größeren Kriegsschäden genommen. Die Losung "Aus Alt mach Neu" hatte in den Nachkriegsjahren für die Bevölkerung große Bedeutung. Daraus ergaben sich für den Meister zahlreiche kleinere und größere Aufträge, die ein wirtschaftliches Überleben in diesen schweren Zeiten möglich machten.
Beide Söhne der Familie Stroisch, Klaus (geb. 1937) und Eberhard (geb. 1942), erlernten ebenfalls den Beruf des Sattlers und legten - wie es zur Familienehre und Tradition gehörte - die Meisterprüfung ab. Klaus Stoisch übernahm 1961 einen Betrieb der Spezialrichtung "Auto-Sattlerei" in Halle, Eberhard, der Jüngere, blieb im elterlichen Unternehmen und führte dieses, nachdem der Vater das Rentenalter erreicht hatte, fort.
Die Übernahme der Sattlerei erfolgte am 01. April 1976. Aufträge gab es sehr viele, leider fehlte oft das entsprechende Material, die Mangelwirtschaft der DDR machte sich auch in der Sattlerei bemerkbar. Auch die bewegten Wendejahre meisterte er mit Erfolg und steuerte die Sattlerei in eine neue Gesellschaftsordnung.
Seit dem 01. Januar 2005 führt Karsten Weidner, Meister im Sattler- und Feintäschnerhandwerk, ehemals Geselle von Eberhard Stoisch, die altbewährte Tradition der Sattlerei fort.